Warum sind gerade HSPler besonders spirituell?
Hochsensible besitzen nach Elaine Aron, Pionierin der Hochsensibilität, eine besondere Wahrnehmung für sinnliche und übersinnliche Reize. Sie empfangen feinstoffliche Impulse, welche über die fünf Sinne hinausreichen (s.h. Blogartikel zur Intuition). Ebenso erahnen sie eine unsichtbare, geistige Welt hinter der sichtbaren. Oft bestätigen sich ihre Vermutungen für zukünftige Ereignisse. Ihre „Antennen“ spüren Verbindungen zwischen Menschen, unabhängig von zeitlicher (zu Verstorbenen und Lebenden) und geographischer Dimension. Sie nehmen Atmosphären und Energien wahr, haben nach C.G. Jung Zugang zu Traumwelten und zum Unterbewusstsein.
HSPler begleitet eine innere Ahnung, dass es etwas gibt, das höher ist, als sie selbst. Etwas, das bei aller Wissenschaftlichkeit über das eigene Denken und Verstehen hinausreicht. Sie richten
ihren Blick nach innen, stets auf der Suche nach Sinn und geistlichen Wachstum.
Schorr unterteilt HSPler in vier Ausprägungen. Eine Gruppe bezeichnet sie als „spirituelle Hochsensible“.* Daher ist es nur zu verständlich, dass viele HSPler auf esoterische Angebote anspringen.
Auch, wenn es natürlich Nicht-HSPler gibt, die ebenso spirituell ausgerichtet sind.
Meine Überzeugung, meine Geschichte
Ich erlebte bereits als 5-Jährige eine übersinnliche Begegnung. In dieser offenbarte sich mir unerwartet und wunderbar der biblisch-christliche Gott in Jesus Christus (nicht der esoterische Jesus!). Er, der das Leid kennt, anerkennt und selbst (am Kreuz) durchlitten hat, um mich zu erlösen (vgl. Joh 3, 16). Tiefer Friede und ein Gefühl des „Angekommenseins“ begleiten mich seitdem. Die Schönheit der Natur wurde für mich zum „Sprachrohr Gottes“. Auch die Realität der geistigen Welt eröffnete sich mir, wie ein Blick hinter den Vorhang. Seitdem ist es mir möglich zu unterscheiden: Gut und Böse, Licht und Dunkelheit, Wahrheit und Lüge, gute und schlechte Energien, Kräfte und Atmosphären. Was schadet mir letztendlich? Was erfüllt wirklich? Wie viele andere Christen, darunter auch ehemalige Esoteriker (z.B. Doreen Virtue, Martina Wagner), erlebte auch ich die Kraft Jesu, die stärker ist als andere Mächte und Gewalten. Später auf meinem Lebensweg wurde ich immer wieder mit esoterischen und fernöstlichen New Age - Gedankengut konfrontiert, v.a. in meiner Indienzeit. Jedes Mal fühlte es sich so an, als würde mein Verstand vernebelt, eine innere Stimme mich warnen und Gottes Hand mich schützen.
Die esoterische HSP-Landschaft
In den HSP-Gruppen der sozialen Netzwerke boomt der Esoterikmarkt. Über 50% aller Hochsensiblen besitzen eine Affinität für Übersinnliches, oft seit ihrer Kindheit. Viele sind in fernöstliche New
Age - Praktiken involviert, welche der Chakren-Energielehre und dem Reinkarnationsglauben zugrunde liegen. Sie praktizieren z.B. Yoga, Reiki, Ayurveda, Qi Gong, Tantra, usw. Auch schamanischen
Rituale, Vollmondzeremonien oder astrologisch-okkulte Praktiken sind besonders unter HSPlern verbreitet. Edelsteinen wird heilende Wirkung zugeschrieben, Bäume für die innere Erdung umarmt,
Kraftorte in der Natur aufgesucht, Räucherstäbchen angezündet, um Räume energetisch zu reinigen und Tarotkarten gelegt, um die Zukunft vorauszusagen. Die Ersatzreligion „(biophotone) Ernährung
und Nahrungsergänzung“ tut ihr übriges. Sie hält ethisch gewissenhafte HSPler beschäftigt, der eigenen Selbstoptimierung und -erlösung hinterherzujagen. Wie damals in der Bibel: „Die Menschen
beten die Schöpfung an, statt den Schöpfer“ oder erheben sich selbst zum Gott (vgl. Röm. 1, 25). In all ihren Bemühungen kreisen sie um sich selbst und finden doch nicht, was sie suchen:
Wahrheit, Friede, Sinn.
Jesus sagt von sich selbst: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Niemand kommt zu Gott, als nur durch mich" (Joh. 14, 6).
Schönheit und Schatten
Als HSPlerin bin ich ebenso fasziniert von der Schönheit der Natur. Ich kenne die beruhigende Wirkung eines Waldspaziergangs, das schweigende Staunen mit Blick in den glitzernden Nachthimmel, das
wohlklingende Rascheln bunter Herbstblätter. Dennoch vertrete ich die tiefe Überzeugung: Die Natur selbst ist nicht Gott oder göttlich. Diese wundervolle Schöpfung weist über sich selbst hinaus!
Sie verweist auf Gott. Sie ist das Spiegelbild eines unendlich kreativen Schöpfergottes.
"Alle Schöpfung verkündet Seine Herrlichkeit und Größe" (vgl. Ps. 104)!
Menschen, die der Esoterik anhängen, leugnen nicht selten die Schattenseiten eines jeden Menschen (ja, auch die der feinfühligen Empathen): Leid, Schuld, Egozentrismus. Sie verdrängen die unangenehmen Wahrheiten in dieser Welt: Krieg, Zerstörung, Hass. Der Mensch sei im Kern gut, so die Überzeugung. Er bedürfe somit keiner göttlichen Erlösung. Diese Auffassung möchte ich mit einem realistischen Blick in die Welt und einem wachen Blick in die Bibel (s.h. Röm. 3, 23) hinterfragen.
Differenzierte Achtung vor anderen Überzeugungen
In Toleranz und Achtung vor anderen Überzeugungen, teile ich hier meine persönliche Erfahrung. Mir geht es nicht darum, andere Menschen zu ver- oder beurteilen. Ebenso beabsichtige ich nicht, jemanden etwas wegzunehmen. Jeder ist frei in seinem Glauben und seinen Überzeugungen. Im Bewusstsein, dass meine Zeilen Gegenwind erzeugen, kann ich jedoch nicht anders: Ich möchte von dem erzählen, was mich erfüllt, freisetzt und wahrhaft Frieden schenkt: Die bedingungslose und tiefe Liebe Gottes zu allen Menschen. In meinem Beruf als Religionspädagogin kann ich diese Überzeugung leben. Voller Dankbarkeit darf ich erfahren, wie sie Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen zur Kraftquelle wird. Möge der Friede Jesu auch in deinem Herzen einziehen!
"Wer nach außen schaut, träumt.
Wer nach innen blickt, erwacht." (C. G. Jung)
Literatur:
*Georg Parlow: Zart besaitet. S. 64.